Die KUNSTHALLE / Dessau empfiehlt die Leipziger Künstlergruppe Kingkonkret und
Nomen est Omen - im Finanzamt Dessau. Bis März sind die Arbeiten dort zu sehen.
Die Künstler sind, sehr deutlich der Konkreten Kunst der 1920er Jahre, das Bauhaus lässt grüssen, verpflichtet. In der Mitte der 1920er Jahre bildet sich unter dem Einfluss von Theo von Doesburg die Kategorie Konkrete Kunst, die auf den Intellekt setzt, auf die vorweggenommene Idee, in der es um Linie, Farbe und Fläche an sich geht und nicht um die Abstraktion des Figürlichen. Wir sind Maler, die denken und messen heißt es im Manifest der konkreten Malerei 1930. Technische Perfektion, Klarheit, Ordnung und Kontrolliertheit werden als Qualitäten benannt. Geometrische Figuren entsprachen diesen Forderungen am ehesten.
Das also erwartet sie von Susanne Werdin, Ingrid Sperrle, Gerhard Wichler, Knut Müller, Frank Tangermann und Dirk Richter.
Ingrid Sperrle, aus Schwäbisch Gmünd, studierte und arbeitete als Künstlerin in Freiburg im Breisgau, kam vor ca. 10 Jahren nach Leipzig. Ihre Arbeiten verbinden Materialien auf subtile Weise und bewegen sich auf den Grenzlinien zwischen Malerei, Grafik und Assemblage.
Frank Tangermann aus Halberstadt, seit 8 Jahren in Leipzig. In seinen Arbeiten schaffen klare geometrische Figuren eine Illusion von Raum.
Dirk Richter, lebt in Leipzig und hat in den 1990er Jahren in Dresden Bildhauerei studiert. In seinen dreidimensionalen Holz-Skulpturen sind scheinbar auch das Erbe russischer Konstruktivisten aufgehoben, jedoch angereichert durch paradoxe Verschränkungen und Durchdringungen. Dazu stehen Arbeiten auf Papier, wie flächig gewordene Schattenbilder der Skulpturen und zugleich Ausdruck innerer Balance.
Gerhard Wichler studierte in Leipzig Grafik. Seine Arbeiten spielen mit der Kraft des bewegten Musters. Geometrisch gegliederte Strukturen bilden den ordnenden Grund für flirrende Farbnuancen. Nähert man sich den kosmisch anmutenden Bildern, so entdeckt man überraschende Binnenwelten.
Knut Müller verschränkt das Musikalische und Bildliche auf besondere Weise. Alles ist
rhythmisch und Kompositionen gelten hier wie dort. Einzelne Parameter wie Farben und vertikale Linien sind festgelegt und geben eine Ordnung vor, in die sich der Zufall fügt. In ständig neuen Kombinationen findet die stetige Veränderung statt und Zeit, die in der Musik ein Element ist, findet im Video eine Entsprechung.
Susanne Werdin erforscht mit ihren Arbeiten sehr genau die Grenzen zwischen Fläche und Raum. Kreise, Quadrate, Rechtecke, Linien überlagern sich, manchmal durch lasierende Flächen aufscheinend, manchmal durch tatsächlich tiefer liegende oder randständige Farben markiert. Zu Weiß gesellt sich Grau, Schichtungen werden optisch suggeriert und an anderer Stelle objekthaft vollzogen. Rot als energetische Farbe strukturiert, ordnet, begrenzt.
Viel Vergnügen mit diesen Arbeiten im Finanzamt Dessau.
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