Heinz Henschel | Von Vögeln, die nicht fliegen
Sa., 19. Feb.
|ORANGERIE / Anhalt. Gemäldegalerie
2016 starb in Dülken am Niederrhein der gelernte Schlosser Heinz Henschel mit 77 Jahren. Henschel, zeitlebens als Künstler unerkannt – weil er es so wollte – hat neben seinem eigentlichen Broterwerb radiert, gedruckt, gemalt und gezeichnet
Zeit & Ort
19. Feb. 2022, 17:00 – 03. Apr. 2022, 17:00
ORANGERIE / Anhalt. Gemäldegalerie, Puschkinallee 100, 06846 Dessau-Roßlau, Deutschland
Über die Ausstellung
Der Anhaltische Kunstverein Dessau zeigt Heinz Henschel:
2016 starb in Dülken am Niederrhein der gelernte Schlosser Heinz Henschel mit 77 Jahren. Henschel, zeitlebens als Künstler unerkannt – weil er es so wollte – hat neben seinem eigentlichen Broterwerb radiert, gedruckt, gemalt und gezeichnet.
Seit 2015 hat es sich der Erbe der Sammlung, Matthias David, zur selbstgestellten Aufgabe gemacht (fünf Jahre hat es gedauert) den künstlerischen Werdegang Henschels zu rekonstruieren und ein Werksverzeichnis zu erstellen. Die kunsthistorische Aufarbeitung dauert bis heute an.
Erst seit 2020 ist bekannt, wo die eigentlichen Wurzeln des Künstlers liegen: Coswig bei Dessau, wo er bis zum 20. Lebensjahr mit seinen Eltern lebte. Den Wirren der Vorkriegsjahre war es geschuldet, dass Henschels Mutter sich für die Geburt 1938 kurzzeitig nach Brockau zu ihrer Familie zurückzog, um kurz danach wieder nach Coswig zurückzukehren. 1958 verließ Henschel seine Heimat und wagte den Weg in den Westen.
Die Ausstellung markiert die Heimkehr eines Schaffenden, der nicht zu Unrecht als „Wanderer zwischen den Welten“ bezeichnet wird. Erst sein Tod offenbarte seine eigentliche Leidenschaft: Die Kunst. Er hinterließ über 1200 Werke, deren künstlerisches Ausmaß bis dato niemand kannte. Henschel galt als verschlossen und schuf fünf Jahrzehnte im stillen Kämmerlein. Seine erste, posthume Ausstellung im Niederrheinischen Museum in Kevelaer fand bundesweite Beachtung und brach den Besucherrekord des Hauses.
Sein künstlerischer Werdegang begann mit dem Kopieren großer Meister in den 1970er Jahren, denen er sehr schnell erkennbar seinen eigenen Stil aufdrängte. Die Entdeckung der Radierung ermöglichte ihm, seine Präzision in mikroskopisch detaillieren Erzählwelten anzuwenden. Der Betrachter wird genötigt zur Lupe zu greifen. So schweigsam Henschel im realen Leben wahrgenommen wurde, so offen lädt er uns in seinen Werken dazu ein, in seiner Gedankenwelt zu stöbern.
Henschel missachtete stoisch die Konventionen traditioneller Kunstschaffender. Alles was er benötigte, schuf er sich selbst. Seine Radiernadeln bestanden aus angespitzten Bohrern, seine Druckstöcke aus Resopal-Frühstücksbrettchen und seine Druckerpressen baute er sich selber.
Das künstlerische Erbe, das er uns hinterließ, enthält nicht nur ein sehr vielfältiges Repertoire an Techniken, es vermittelt uns auch die farbenfrohe Melancholie eines Menschen, der sein eigenes öffentliches Debüt als Künstler selbst nie sehen wollte.
Sein Nachlass öffnete uns den Blick auf sein Œuvre. Das Werk ist, als nahezu komplette Sammlung, in privater Hand. Mit Ausnahme jener Bilder, die sich heute in Besitz des Niederrheinischen Museums befinden. Wir zeigen Ihnen eine Auswahl verschiedener Motivgruppen, aus aquarellierten Zeichnungen und Radierungen, deren Zustandsdrucke die Arbeitsweise des Künstlers eröffnen und geben einen Einblick in seine frühe Entwicklung.