Abi Shek – Im Zeichen der Rinder, Vögel und Katzen – Die Holzschnitte
Do., 30. März
|KUNSTHALLE / Dessau
Schwarze Tiersilhouetten setzt Abi Shek auf großen weißen Leinwänden in zum Teil monumentalen Formaten an die Wände des Raums und füllt ihn rundum mit geheimnisvollem Leben: Vögel, Katzen und immer wieder Rinder.
Zeit & Ort
30. März 2023, 19:00 – 01. Mai 2023, 19:00
KUNSTHALLE / Dessau, Ratsgasse, 06844 Dessau-Roßlau, Deutschland
Über die Ausstellung
Vernissage am 30.3. um 17.00 Uhr | Ausstellungszeit 31. März - 6.Mai 2023 | Di-So 10-17.00 Uhr
ABI SHEK in der KUNSTHALLE / Dessau:
Im Zeichen der Rinder, Vögel und Katzen. Die Holzschnitte.
Schwarze Tiersilhouetten setzt Abi Shek auf großen weißen Leinwänden in zum Teil monumentalen Formaten an die Wände des Raums und füllt ihn rundum mit geheimnisvollem Leben: Vögel, Katzen und immer wieder Rinder. Diese Tiere sind – so paradox es scheint – gerade durch die Reduktion auf ihre Schattenbilder in besonderer Weise präsent. Nicht die äußere Erscheinung, die uns allen vertraut ist, wird hier wachgerufen, sondern ein Augenblick intensiver Anwesenheit im Raum. Und dieser Raum ist – auf der Fläche der weiß grundierten Leinwand – zweidimensional, genauso wie das schwarze Schattenbild. Schwarz und Weiß sind die Koordinaten dieser Bilder. Darin entfaltet sich das ganze Leben zwischen Leere und intensiver Anwesenheit im Raum. Abi Shek wollte Kunst studieren – diesen Entschluss fasste er bereits in Israel. Dabei hatte es ihm der Holzschnitt besonders angetan. Im Werk des 1933 aus Deutschland nach Israel immigrierten Künstlers Rudi Lehmann, dem Lehrer seines Vaters Moshe Shek, war Abi Shek dem ursprünglichen Reiz dieser Technik begegnet, wie sie durch Paul Gauguin, Edvard Munch und deutsche Expressionisten wie die Brücke-Künstler für das 20. Jahrhundert neu entdeckt wurde. Es war gerade die Holzschnitt-Tradition, die Abi Shek nach Deutschland zog, in jenes Land, in dem vor über 500 Jahren durch Meister wie Albrecht Dürer die bedeutendste Holzschnitt-Tradition Europas entstand. Abi Shek spielt auf sehr persönliche Weise mit unterschiedlichsten Traditionen. Mit der Ausdruckskraft des Holzschnitts der jungen Avantgarde vor 100 Jahren verbindet er das eigene Erleben der Rinderherden in seiner Heimat Israel, aber auch die Kulturen des Nahen Ostens wie Ägypten mit seinen hieroglyphischen Zeichen – all dies mischt sich mit der Begeisterung für die reduzierte Zeichenhaftigkeit etwa der Eiszeit-Malerei, künstlerischen Äußerungen von Menschen, die vor zigtausenden von Jahren etwas formuliert haben und uns durch ihre Malerei bis heute begegnen. Archaische Zeichen von Tieren, silhouettenhaft in die Fläche gebannt, notiert Abi Shek zunächst in kleinen spontanen Pinselzeichnungen im Din A 4-Format. Diese Pinselzeichnungen werden später – zunächst oft ebenfalls als Pinselzeichnung – ins große Format übersetzt. In seinen großen Holzschnitten gewinnen die Tiere abermals neues Leben auf der Fläche der Leinwand, verdichtet zu ferngerückten Zeichen, die in neue Räume führen. Bewusst verzichtet Abi Shek auf das Papier mit seiner haptischen Anmutung. Er wählt als Bildträger für seine Holzschnitte weiß grundierte Leinwand, die die Konzentration auf die großen dunklen Tierzeichen noch unterstützt. So entstehen Bild-Räume, erfüllt von intensivem Leben: Schatten, im Holz gebannt, aus Urzeiten hineinprojiziert in unsere Gegenwart. In der Umgebung des Kibbuz, in dem Abi Shek in Israel aufwuchs, gibt es eine Menge uralter Höhlen, die Abi Shek als Junge wie kein anderer kannte und mit der Taschenlampe erkundete. Abi Sheks Tierbilder sind verwandt mit den uralten, archaischen Bildern, die man in den Höhlen bei Beit Nir ebenso wie in Lascaux oder auf der Schwäbischen Alb gefunden hat. Eigentlich sind diese Bilder zeitlos – Urbilder, die wir in uns tragen, wie Abi Shek sagt. Ebenso findet sich diese ursprüngliche Formensprache in Zeichnungen von dreijährigen Kindern, egal aus welchem Kulturkreis. So zielt Abi Shek mit seinen Tierbildern eigentlich auf das Menschliche. Er erzählt in seinen Bildern Geschichten, die genauso wenig wie die Fabeln des Aesop nur von der Welt der Tiere handeln. Auch zwischen den einzelnen Bildern passiert allerhand und mit jeder Neuhängung entstehen neue Geschichten zwischen den Bildern: lustige, bedrohliche, dramatische, schalkhafte, hochgestelzte, dynamische und nachdenkliche, Momente der Begegnung und der Einsamkeit. So viel Tierbeobachtung in diesen Bildern steckt, so ist dies doch nicht ihre Essenz. Diese Bilder sind in ihrer zeichenhaften Verdichtung Ausdruck menschlichen Geistes – gerade durch die Reduktion auf das Schattenbild, die das Naturbild zum Zeichen macht.
Einführung: Katja Ritter